1,5 – ein Wissenschaftler, fünf Fragen mit Prof. Manfred Krafczyk

Hauptamtlicher Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Braunschweig
  • 16. Januar 2025
  • 4 min. Lesezeit
Portrait von Prof. Manfred KrafczykPortrait von Prof. Manfred Krafczyk
Prof. Manfred Krafczyk, Hauptamtlicher Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Braunschweig.
© Bildnachweis: Gideon Rothmann/TU Braunschweig

Herr Prof. Krafczyk, seit 2024 sind Sie Hauptamtlicher Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit an der Technischen Universität Braunschweig. Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit aktuell in universitärer Forschung und Lehre?

Der Begriff der Nachhaltigkeit spielt schon seit langer Zeit zumindest implizit in vielen wissenschaftlichen Disziplinen eine wichtige Rolle. In den letzten Jahren kann man jedoch beobachten, dass viele Forschungsinitiativen das Thema offensiver und expliziter adressieren. Universitäre Forschung ist eine wesentliche Säule für die Erarbeitung konzeptioneller und methodischer Grundlagen, wie eine nachhaltige Transformation unserer Lebensführung auf individueller, regionaler, nationaler und globaler Ebene gelingen kann. Die drei klassischen Attribute der Nachhaltigkeit (ökologisch, ökonomisch und sozial) können dabei nicht unabhängig voneinander gedacht und entwickelt werden, was dazu führt, dass insbesondere inter- und transdisziplinäre Forschung erforderlich ist, um die komplexen Wirkzusammenhänge der unterschiedlichen Dimensionen zu erarbeiten.

Die junge Generation von Studierenden und Wissenschaftler*innen ist sich der Herausforderungen durch die Versäumnisse der Elterngeneration sehr bewusst. Entsprechend hohe Erwartungen werden daher auch an die Lehrenden einer Universität artikuliert, in der Wissensvermittlung explizit Bezug darauf zu nehmen, was die jeweiligen Fachdisziplinen zu den globalen Herausforderungen beitragen können. Eine Universität, welche diese Anforderungen nicht zu bedienen weiß, wird gegenüber anderen, welche das Thema Nachhaltigkeit in ihren Leistungsdimensionen und damit ihrer Agenda weit nach oben setzen, erhebliche Nachteile in ihren Entwicklungspotenzialen in Kauf nehmen müssen.

Was bedeutet es als Vizepräsident für die Nachhaltigkeitstransformation einer ganzen Universität verantwortlich zu sein?

Auch wenn die Nachhaltigkeit formal meinem Ressort zugeordnet ist, haben wir in unserer strategischen Ausrichtung festgelegt, dass Nachhaltigkeit als wesentlich strukturierendes Motiv in allen universitären Leistungs- und Querschnittsdimensionen wirken soll. Daher haben alle Mitglieder des Präsidiums bewusst die Verantwortung dafür übernommen, Nachhaltigkeit in ihrem Ressort zu gestalten. Natürlich versuche ich, überall dort, wo das Thema explizit auftaucht, zu unterstützen und im Sinne eines nachhaltigen Gestaltens Impulse einzubringen. Dadurch kann ich in relativ vielen Bereichen zu einer nachhaltigen Entwicklung der TU Braunschweig beitragen, ohne dass es zu Zuständigkeitskonflikten kommt. Ähnliche Randbedingungen gelten z. B. für meine Funktion als Klimaschutzbeauftragter der TU, bei der die wesentlichen Steuerungsmöglichkeiten zusammen mit meinem für die Infrastruktur verantwortlichen Kollegen Dietmar Smyrek [Anm. d. Red.: Hauptberuflicher Vizepräsident für Personal, Finanzen und Hochschulbau an der TU Braunschweig] und den ihm angegliederten Geschäftsbereichen zusammen gestaltet werden.

Sowohl Digitalisierung als auch Nachhaltigkeit sind zukunftsweisende Themen. Welche Impulse möchten Sie hier setzen?

Im Kontext der Digitalisierung stehen eine Reihe von Themen, von denen die IT- und Informationssicherheit auf absehbare Zeit sicher eine Vorrangstellung einnehmen. Hier muss es gelingen, die Universität als Ort des offenen Austausches mit einer entsprechend hohen Resilienz gegen IT-Angriffe von außen zu schützen. Darüber hinaus möchte ich dazu beitragen, dass die TU sich im Bereich der Künstlichen Intelligenz als Innovationstreiberin etabliert. Eine spannende Schnittmenge von Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist der Bereich der Green-IT, welcher zum Ziel hat, ein möglichst leistungsfähiges Ökosystem von Hard- und Software mit einem möglichst geringen energetischen Fußabdruck zu realisieren.

Als Vizepräsident für Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist Ihrem Ressort das ZKfN zugeordnet. Welche Schwerpunkte und Meilensteine sehen Sie für die Entwicklung des ZKfN in den nächsten Jahren?

Das ZKfN hat nach der Durchführung der ersten beiden Ausschreibungsrunden der Zukunftslabore nun die wichtige Aufgabe, die bewilligten Projekte bei der Umsetzung ihrer ehrgeizigen Forschungsprogramme durch vielfältige Aktivitäten zu unterstützen und ein Supportsystem zu entwickeln. Ein wichtiger Teil dieser Unterstützung wird sein, die in den Laboren erarbeiteten Forschungsergebnisse durch entsprechende Kommunikations- und Disseminationsaktivitäten in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik zu tragen. Darüber hinaus befördert die Geschäftsstelle die Kommunikation zwischen den Zukunftslaboren untereinander sowie dem MWK als Fördergeber. Darüber hinaus wird die Geschäftsstelle Ideen entwickeln, wie über die derzeitige Förderperiode hinaus Finanzierungsmodelle für eine Klima(folgen)forschung in Niedersachsen gestaltet werden könnten.

Bald starten die ersten Klima.Zukunftslabore am ZKfN mit ihrer Arbeit. Was wünschen Sie sich für den Standort Niedersachsen in Bezug zur Klima- und Klimafolgenforschung?

Ich wünsche mir zum einen, dass die geförderten Zukunftslabore ihre ehrgeizigen Forschungspläne weitestgehend umsetzen können. Darüber hinaus setze ich darauf, dass es den Konsortien gelingt, während der Förderphase schon weitere Finanzierungsquellen für zukünftige Projekte zu erschließen, damit eine kontinuierliche Erweiterung der Klima(folgen)forschung in Niedersachsen ermöglicht wird. Natürlich gilt darüber hinaus: „Tue Gutes und rede darüber“. In diesem Sinne hoffe ich darauf, dass die Zukunftslabore ihre wichtige Arbeit auch wahrnehmbar in die Gesellschaft hineintragen, damit klarer wird, dass Niedersachsen eine wichtige Rolle im Bereich der nachhaltigkeitsbezogenen Transformation einnimmt.

Vielen Dank für das Interview.

*Das Interview wurde im November 2024 geführt

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